Chancen in der Krise?
Autor: Frank-Eric Müller
Wie es gelingt, in der Corona-Krise neue Perspektiven zu finden
Hätte mir jemand im Januar dieses Jahres gesagt, dass bald die Zeit kommen würde, in der Beratungsgespräche in Bestattungshäusern via Videokonferenz durchgeführt werden, hätte ich mich mehr als gewundert.
Dann kam der 27. März 2020. Das „Gesetz zum Schutz der Bevölkerung bei einer epidemischen Lage von nationaler Tragweite“ wurde in Kraft gesetzt. Corona war zwar seit Ende Januar 2020 in Deutschland präsent, wurde aber zu dem Zeitpunkt unterschätzt. Dann wurde nicht alles, aber vieles anders. Beratungsgespräche wurden plötzlich via Videokonferenzen durchgeführt, interne Arbeitsabläufe optimiert und längst überfällige Renovierungsarbeiten in den Filialen vorgenommen.
Veränderung
Mittlerweile haben wir gelernt, dass Veränderung ein unvermeidlicher Teil des Lebens ist. Veränderung ist ein alltägliches Ereignis, oftmals schwierig, von Angst begleitet und mit Verlusten verbunden, aber die einzige Chance für die Zukunft. Mein persönlicher Eindruck ist hierbei, dass keiner wirklich auf den alten Stand von Januar 2020 zurück möchte. Es ist zu viel passiert, nicht nur Negatives, sondern auch ganz viel Positives.
Digitalisierung und Bestattungsbranche
Das Thema Digitalisierung zum Beispiel stand in der Branche schon lange auf der Agenda. Zunehmende Digitalisierung veränderte nicht nur das To-Do eines Bestattungshauses, sondern auch weite Bereiche des Trauerns. Bereits seit einiger Zeit gibt es Ideen und Umsetzungen zu interaktiven Grabsteinen, virtuellen Friedhöfen, Trauerkarten per WhatsApp, zur Kryostase und zur digitalen Planung sowie Durchführung von Bestattungen, cloudbasierte Nachbetreuung Hinterbliebener, Online-Gedenkportale und die Frage, wie das „Sich-ich-Kümmern“ um den digitalen Nachlass Verstorbener als Service im Portfolio genutzt werden kann.
Seit dem 27. März 2020 haben meines Erachtens die meisten Bestattungsunternehmen verstanden, dass das gute alte analoge Faxgerät zwar immer noch seine Dienste tut, bei der jüngeren und mittleren Generation aber nicht mehr ankommt. Wer bei dem Thema Digitalisierung bis jetzt zu passiv war, wird vermutlich nur mit großer Mühe und hohem Zeitaufwand die Entwicklungen aufholen können.
Neue Formen auf Friedhöfen
Trauerfeiern haben sich verändert. Ja, es war schon ein komisches Gefühl bei meiner ersten Online-Livestream-Trauerfeier. Da schaut dich mit großer Linse eine Kamera an, in der Erwartung, dass du die entsprechende Atmosphäre digital zu den Angehörigen transportieren kannst, die irgendwo in Deutschland zur gleichen Zeit hinter ihrem Laptop sitzen. Aber es funktioniert. Und zu dieser Zeit war es für die Angehörigen genau richtig so.
Ab Ende März wurden die Trauerhallen geschlossen – unser Glück war, dass das Wetter offen und heiter blieb. Plötzlich bauten Bestatter größere Zelte auf dem Friedhofsgelände auf und luden die wenigen Angehörigen ein, doch hier Platz zu nehmen. Als ich später nach einigen Trauerreden dieser Art mit den Angehörigen sprach, wurde mir klar, dass sie das sogar ziemlich „cool“ fanden. „Alles viel freundlicher als in der Halle, vor allem die frische Luft“, so ein Kommentar. Eine neue Form von Trauerfeiern auf Friedhöfen? Und als dann die Friedhofskapellen wieder öffneten, hat man gemerkt, dass eine schlichte Umstellung der Stühle plötzlich zur Reformation führen kann. „Sieht doch viel gemütlicher aus, als früher so monoton hinter einander“, so die Äußerung einer Friedhofsverwalterin.
Online-Lernen als effektive Unterstützung
Und dann ist da das Thema Aus- und Weiterbildung. Vor Corona war völlig klar, dass Präsenzseminare unschlagbar sind. Die Vorteile lagen klar auf der Hand: Die Begegnung der Seminarteilnehmer schafft eine persönlichere Atmosphäre, der abendliche kollegiale Austausch bei einem Glas Wein oder Bier fokussiert das eine oder andere Thema und schließlich kommt man dadurch endlich mal raus und kann einen oder zwei Tage außerhalb der gewohnten Arbeitsabläufe genießen.
Und dann: keine Seminare, keine Inhouse-Schulungen, keine Workshops und damit anscheinend keine Weiterbildung mehr. Not macht bekanntlich erfinderisch und so haben Unis, Schulen, Bildungseinrichtungen und Ausbilder die Möglichkeiten des Online- Lernens im Hauruck-Verfahren selbst erlernen müssen. Auch wir als Bestatter-Akademie. Ob Online-Lern- und Meeting- Plattformen wie Zoom, Adobe Connect, Microsoft Teams, edudip oder ClickMeeting: Wir haben fast alles ausprobiert, uns eingearbeitet und zunehmend die Erkenntnis gewonnen, dass dadurch manches einfacher wird. Online-Lernen kann richtig Spaß machen und Inhalte nachhaltig vermitteln. Das bezeugen Teilnehmer unserer bisher durchgeführten Online-Kurse.
Online-Kurs und Podcast
Online-Kurse sind Fortbildungen, die über das Internet abgehalten werden. Die Teilnahme ist so nicht an einen bestimmten Ort gebunden. Was man dazu braucht, ist eine Internetverbindung und einen PC. Dadurch reduzieren sich Reise- und Übernachtungskosten, lange Anfahrtswege fallen weg und man spart Zeit. Podcasts sind Audio- oder Videoserien, die über das Internet abrufbar sind. Damit kann man herrlich Lerninhalte vermitteln. Und über entsprechende Social- Media-Plattformen wie LinkedIn, Instagram oder TikTok lassen sich sehr gut Inhalte vermitteln.
Also Weiterbildung ist auch zu Corona-Zeiten möglich – und wie! Unsere Einschätzung ist, dass die Ära reiner Präsenzseminare zu Ende gegangen ist. Die Zukunft lautet „hybrides Lernen“ oder „blended learning“ (integriertes Lernen), was eine Kombination aus Online-Begleitung und Präsenzseminaren ist. Das hat enorme Vorteile: Seminare werden durch digitale Schulungen im Vorfeld bestens eingeführt, während eines mehrtägigen Präsenz-Workshops stabilisieren Online-Tools die Lerninhalte und nach einem Seminar sorgt die virtuelle Nachbereitung für mehr Nachhaltigkeit der Umsetzung im praktischen Arbeitsalltag.
Mit anderen Worten: Nichts ersetzt die persönliche Begegnung – „Social Distancing“ hin oder her. Das persönliche Gespräch, gerade in der Bestattungsbranche, ist zurzeit überhaupt nicht wegzudenken und wir brauchen es auch. Genauso wie gut erarbeite und vorgetragene PowerPoint-Vorträge in Schulen, am Tag der offenen Tür oder als Volkshochschulkurs. Die Digitalisierung wird sich aber nicht aufhalten lassen – im Gegenteil. Die Ansprüche Angehöriger an die Bestattungsbranche werden diesbezüglich noch steigen. Genauso wie die Ansprüche von Seminarteilnehmer an Weiterbildungseinrichtungen.
So gesehen, haben wir als Bestatter-Akademie durch Corona eine enorme Chance bekommen, marktrelevant zu bleiben. Wir haben dazugelernt. Und falls Sie zu den Themen Digitalisierung, Videokonferenzen, Mitarbeiter-Online-Meetings und Social-Media-Werbung Entwicklungs- und Weiterbildungsbedarf haben, um Ihr Bestattungsunternehmen auf der Höhe der Zeit zu halten, melden Sie sich bei uns. Wir beraten und unterstützen Sie gerne. Und falls Sie selbst die Vorteile des Online-Lernens erleben möchten, melden Sie sich doch zu einem unserer kostenfreien „Schnupper-Online-Kurse“ an.